Die “Sächsische Zeitung” schreibt am Freitag, den 30. Mai 2003:
Die Mutter Sachsens braucht neue Freunde
Meißen-Cölln soll durch bürgerschaftliches Engagement entwickelt werden
Von Petra-Alexandra Buhl
Ein Freundeskreis soll sich um die weitere Entwicklung von Meißen rechts kümmern. Er könnte Visionen für das Gebiet entwerfen und finanzkräftige Partner suchen, die in diese Projekte investieren. Das schlägt die
ehemalige Meißner Kulturamtsleiterin Monika Janke vor.
Die Altstadt ist Meißens gehätscheltes Lieblingskind. In den Nachwendejahren stand ihre Sanierung richtigerweise im Vordergrund, galt es doch, die wertvolle Bausubstanz zu retten. Eher stiefmütterlich wurde dagegen
Meißen rechts behandelt, die Industriebrachen dort zeugen davon. Ein Manko, dem auch die Interessengemeinschaft Meißen rechts der Elbe mit ihren Initiativen nicht beikommen konnte.
Bislang fehlen Impulse für Meißen rechts Inzwischen sind die fetten Fördermitteljahre vorbei, aber Meißens ehemalige Kulturamtschefin Monika Janke glaubt, dass Meißen rechts dennoch gute Chancen hat,
sich zu entwickeln. Das Gebiet Fabrikstraße und Kurt-Hein-Straße sollte das gesellschaftliche Zentrum von Meißen-Cölln werden, sagt sie. Der altindustrielle Standort habe einen besonderen Reiz und biete
außergewöhnliche Architektur wie den Bahnhof im Stil der Neuen Sachlichkeit sowie den Hamburger Hof mit seiner Mischung aus Art deco, Jugendstil und Neue Sachlichkeit. „Es hat aber bislang keinerlei Impulse gegeben,
diesen Stadtteil zu revitalisieren“, sagt Monika Janke.
Dies könne nur gelingen, wenn die Stadt eine eigene Vision davon aufbaue, welche Ziele sie mit diesem Viertel verfolge. Es könne nicht darum gehen, auf Investoren zu warten und es zu begrüßen, dass im Elbdom ein
Pflegeheim gebaut werden soll. Die Stadt müsse ihren Anspruch dokumentieren. „Man kann nicht warten, bis Leute von selbst auf die Idee kommen, dass sie in Meißen etwas machen wollen. Da muss man Vorschläge
entwickeln und Partner dafür gewinnen“, sagt sie. Eine Möglichkeit sei, zunächst einzelne Projekte zu entwickeln, um den Wandel im Stadtteil sichtbar zu machen. „Diese Projekte müssen einen besonderen
Qualitätsmaßstab haben, um Investoren zu überzeugen, dass es hier voran geht“, sagt Monika Janke.
Ein Beispiel dafür wäre der Bahnhof, der vor Jahren schon einmal mit Hilfe von EU-Geldern zum Kulturbahnhof umgebaut werden sollte. „Der Stil des Gebäudes rechtfertigt es, daraus einen Kulturbahnhof zu machen“, sagt
sie. Ein Freundeskreis, bestehend aus Meißner Bürgern und Architekturbegeisterten, könnte Ideen für das Areal entwickeln, schlägt sie vor. „Der Freundeskreis muss auch ein Image haben, da müssen Leute rein, die
Gewicht haben und gehört werden.“ Der Freundeskreis könnte die Stadtverwaltung dabei unterstützen, Pläne für das ganze Gebiet zu machen. „Anders als mit bürgerschaftlichem Engagement kommt man solchen Projekten in
der heutigen Zeit nicht mehr bei. Da werden Leute gebraucht, die für solche Dinge ein Faible haben“, so Monika Janke. Wichtig sei, dass sich die Meißner daran selbst beteiligen. „Nur so kommt die Stadt aus der
Lethargie des konzeptionellen Nichtstuns heraus“, sagt sie.
Meißen muss das Geld holen, das noch da ist Klar sei, dass die Fördergelder nur noch spärlich fließen. „Wir müssen das Geld für uns gewinnen, das noch da ist.“ Ein Wettbewerb zur Sanierung des
Bahnhofes, der an den Hochschulen ausgeschrieben werden könnte, koste nur wenig. Mit einem überzeugenden Konzept für das Gebiet Meißen rechts könne der Freistaat dafür gewonnen werden, sich in der Porzellanstadt zu
engagieren. „Wir sind hier die Mutter Sachsens und müssen den Anschluss an den Freistaat finden, dürfen uns nicht abnabeln“, fordert Monika Janke. Das Land Sachsen habe ein Interesse daran, Meißen aufzuwerten. „Aber
da muss die Verwaltung auch rausgehen und mit den Leuten reden.“
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