Die Sächsische Zeitung schrieb am 15.02.2001:
Meißen-Cölln hofft auf Geld aus Dresden
Von Oliver Killig
Verfall soll durch ein Sanierungsgebiet gestoppt werden / CDU-Wahlkampfthema
Der Verfall des 100-jährigen Stadtteils Meißen-Cölln soll gestoppt werden. Förder-Millionen aus Dresden können aber erst fließen, wenn die Gegend offiziell als Sanierungsgebiet ausgewiesen ist. Darüber muss der
Stadtrat entscheiden.
Dem Stadtteil Meißen-Cölln kann nur noch die Einstufung zum Sanierungsgebiet helfen. Darin war sich alle einig, die sich am Dienstagabend im Meißner Hotel Ross trafen. Die Interessengemeinschaft "100 Jahre
Meißen Cölln" hatte zu einem Gesprächsforum geladen. Zu dem Termin war auch Steffen Wackwitz, der Chef des Meißner Bauverwaltungsamtes, bestellt. Er präsentierte die Vorstellungen der Stadt zum Thema
Sanierungsgebiet und hatte eine Karte dabei. "Vor dem Ausweisen als Sanierungsgebiet muss das Areal sondiert werden", sagte Wackwitz. "Deswegen werden wir zunächst das Gebiet untersuchen." Die
Studie umfasst ganz Meißen-Cölln - inklusive des Bahngeländes. Ob dort überall später saniert werden kann, ist unsicher, sagte Wackwitz. Erfahrungsgemäß würden einige Ecken auf der Karte wieder herausfallen.
Der Entwurf zum Sanierungsgebiet liegt laut dem Sprecher der Interessengemeinschaft, Lutz Kempe, schon im Stadtrat. "Da muss er jetzt durchkommen. Deswegen sind wir vor allem auf die Stimmen der CDU/DSU
angewiesen." So ganz schmeckt Kempe die Abhängigkeit von den Christdemokraten nicht. "Die haben vor kurzem erst versucht, unser Vorhaben zu ihrem Wahlkampfthema zu machen." Kempe und seine Leute
wollen aber lieber parteiunabhängig bleiben. "Wenn ihr uns auf eine Partei stützen, würden sich zuviele Gegner für das Projekt finden."
Unternehmer warten auf Vergünstigungen
Querelen kann die IG jetzt gar nicht gebrauchen. Die Gemeinschaft, zu der viele Cöllner Selbstständige gehören, setzt neben dem Stadtrat alle Hoffnungen auf ein "Ja" aus dem Regierungspräsidium in Dresden.
Erst dann könne man Pläne machen, Arbeitsgruppen bilden und einen Kostenplan aufstellen, so Steffen Wackwitz. "Bis jetzt ist noch nicht zu beziffern, wieviel das Sanierungsgebiet kosten wird." Eins scheint
aber sicher: ohne Förderung aus öffentlichen Töpfen geht gar nichts. "Kein Unternehmer wird in Cölln investieren, wenn ihm keine Vergünstigungen oder Zuschläge angeboten werden", sagt Siglinde Lässig, eine
Sportwaren-Händlerin aus dem Viertel. Geht es nach den Plänen der Stadt und der IG, so tragen Land und Bund zwei Drittel der anfallenden Kosten in Cölln in den nächsten 15 Jahren.
Völlig unklar ist allerdings, wie Investoren in die vielen Cöllner Industriebrachen gelockt werden sollen. Große Flächen wie der Meißner "Elbdom" stehen bislang ohne Funktion in der Landschaft und
verfallen. Die Deutsche Steinzeug AG besitzt rund 100 000 Quadratmeter ungenutzte Fläche, von der die AG selber noch nicht weiß, was sie damit machen könnte. Das Grundstück wird als Reserve für spätere Expansionen
vorbehalten, teilte das Unternehmen gestern auf SZ-Anfrage mit.
Große Hoffnungen setzt die IG auf den Neubau des Landratsamtes, der möglicherweise an der Brauhausstraße stehen soll. Lutz Kempe: "Davon kann die ganze Gegend profitieren." Wann der Bau beginnt, ist aber
noch offen. Im aktuellen Kreishaushalt gibt es kein Geld dafür.
Zudem will auch Triebischtal Sanierungsgebiet werden. Offen ist noch, ob die EU und der Freistaat zur gleichen Zeit zwei Gebiete in Meißen fördern und ob Meißen überhaupt den finanziellen Eigennateil der Kosten
aufbringen kann. Nach den Erfahrungen könnte es bis zu einer Entscheidung noch zwei Jahre dauern.
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