Ein weiterer Hinweis auf ursprünglich vielleicht angedachte urbane Strukturen ist die Flurstücksgliederung Cöllns im 13.Jh. nach der Maßeinheit “area”. Denn dieser lateinische
Begriff - verdeutscht “Areal” - war im Hochmittelalter die Bezeichnung für die Grundfläche eines Hauses einschließlich zugehörigem Hof. Nach “area” wurden in neu gegründeten Städten die Haus- und Hofflächen an den
vorgegebenen Straßen (plateae) abgesteckt und an Kolonisten vergeben. Ein Umstand, auf welchen mit Bezug auf Meißen-Cölln schon der verdienstvolle sächsische Historiker Prof. Rudolf Kötschke vor rund fünfzig Jahren
aufmerksam machte (Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in Mitteldeutschland, Institut deutsche Landes- und Volksgeschichte; Weimar 1949).
Wichtig für eine städtische Ortsanlage ist das Benennen der einzelnen Straßen mit Eigennamen; für eine Dorfgründung bestand zu dieser Zeit ein solcher Zwang noch nicht. Für
Cölln ist zum Jahre 1271 eine solch markierte Straße mit dem Namen “Selbenitzt” bekannt. Es lagen zwanzig “areae” an ihr, welche einem meißnischen Rittergeschlecht (Quaz) gehörten. Diese zwanzig “areae” waren zu
dieser Zeit natürlich nicht urban, sondern als agrarisch, also dörflich genutzt zu vestehen.
Auch die namentlich frühest bekannten Dorfeinwohner oder zumindest Besitzer dortiger Feldflächen stammen zum Teil durchaus nicht aus dem Bauernstand, und das ist zu dieser Zeit für
ein Dorf recht ungewöhnlich. Um das Jahr 1291 trennen sich ein Thammo von Gothzcenwalde und seine Gemahlin Agnes von ihrem Cöllner Flurbesitz. Gotzewalde war dabei ein Ort nordöstlich von Mutzschen im reichsfreien
Pleißenland, und seine Gemahlin war die Tochter des Dresdner Arztes Magister Conrad. Zum Jahe 1296 werden Cöllner Einwohner namentlich benannt, welche Naturalienabgaben zu erbringen haben. Als Zuname sind die
jeweiligen Orte oder Landschaften aufgeführt, aus denen sie oder ihre Vorfahren als Kolonisten zugezogen waren. Es sind die Städte Mutzschen (reichsunmittelbares Pleißenland, Erzbergbau) und Pegau
(reichsunmittelbare Abtei) und das Land (Nieder-)Sachsen. Es erscheint der Name Keszilbier, also ein städtisch-bürgerlicher Name (“Kesselbier - Brauer”) evtl. auch als “Keszilhut” zu lesen. Seltsamster in der
Namensgebung ist ein Jacob Sebenicz.
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