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COLONIA

Die Gründung Cöllns erfolgte im Mittelalter, vermutlich um 1170; mit Sicherheit vor 1233. In dieser Zeit wurde auch im benachbarten Meißen die Handelssiedlung am Jahrmarkt und ehemaligen Elbhafen planmäßig um die Bürgerstadt am heutigen Markt erweitert. Ganz Sachsen erlebte eine Welle von städtischen Neugründungen. Zählte Cölln auch dazu?

Im folgenden Beitrag stellt Hans-Jürgen Pohl seine Thesen zur Gründung von COLONIA, der neuen Stadt an der Elbe, vor.

Die älteste Geschichte Cöllns

Von Hans-Jürgen Pohl, Meißen

Im Jahre 2008 wird der Meißner Ortsteil Cölln des 775. Jahrestages seiner urkundlichen Ersterwähnung gedenken können. Eine Urkunde des Meißner Bischofs und Domkapitels vom 26.März des Jahres 1233 nennt erstmals den Ort "Colonia". Eine markgräfliche Urkunde von 1255 ergänzt auf "Colonia apud Misnam -Cölln nahe bei Meißen". Ein Umstand, welcher dazu anregen kann, sich erneut eingehend mit der ältest erkennbaren Geschichte Meißen-Cöllns zu beschäftigen. War es tatsächlich ein Sorbendorf mit dem Namen “Kolne”, benannt vielleicht nach Altslawisch Kolu -der Pfahl, wie es sächsische Sprachwissenschaftler (G. Hey 1884, E. Eichler 1966) zu deuten versuchten?

Cölln als ehemaliges Dorf weist in seiner Ortsanlage, in seiner ältesten Flurbezeichnung und in seiner belegbaren frühen Geschichte einige Besonderheiten auf, welche nicht typisch für ein mittelalterliches Dorf erscheinen.

Die Straßen und Plätze des überkommenen Dorfes Cölln sind im Rastersystem angelegt. So zeigen es Lagepläne von 1784 und 1799 (Stadtarchiv und Stadtmuseum) und ansatzweise ein Kartenwerk des 16.Jh. (Oeder um 1565). Eine solche Rasterstruktur weisen sonst nur planmäßig gegründete Städte des Hochmittelalters auf: Dresden, Großenhain, Leipzig und Pirna zum Beispiel. Ähnlichkeiten sind zum Teil bis ins Detail nachvollziehbar. - War das Dorf Cölln ein schon in der Anfangsphase gescheiterter hochmitelalterlicher Stadtgründungsversuch? In dieser Zeit durchaus nicht ungewöhnlich! Waren Meißen und Cölln vor acht Jahrhunderten als Doppelstadt konzipiert? Sicher eine verwirrende Hypothese!

Lageplan von Cölln aus dem Jahre 1784. Deutlich ist der große rechteckige Markt zu erkennen (der heutige dreieckige Lutherplatz). Das rechtwinklige Straßenraster ist völlig untypisch für ein Dorf - aber logisch bei einer neugegründeten Stadt.

Ausschnitt aus einer Stadtansicht von 1575. Im Vordergrund die heutige Dresdner Straße, dahinter die rechteckigen Parzellen bis zum Elbufer.

Ein weiterer Hinweis auf ursprünglich vielleicht angedachte urbane Strukturen ist die Flurstücksgliederung Cöllns im 13.Jh. nach der Maßeinheit “area”. Denn dieser lateinische Begriff - verdeutscht “Areal” - war im Hochmittelalter die Bezeichnung für die Grundfläche eines Hauses einschließlich zugehörigem Hof. Nach “area” wurden in neu gegründeten Städten die Haus- und Hofflächen an den vorgegebenen Straßen (plateae) abgesteckt und an Kolonisten vergeben. Ein Umstand, auf welchen mit Bezug auf Meißen-Cölln schon der verdienstvolle sächsische Historiker Prof. Rudolf Kötschke vor rund fünfzig Jahren aufmerksam machte (Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in Mitteldeutschland, Institut deutsche Landes- und Volksgeschichte; Weimar 1949).

Wichtig für eine städtische Ortsanlage ist das Benennen der einzelnen Straßen  mit Eigennamen; für eine Dorfgründung bestand zu dieser Zeit ein solcher Zwang noch nicht. Für Cölln ist zum Jahre 1271 eine solch markierte Straße mit dem Namen “Selbenitzt” bekannt. Es lagen zwanzig “areae” an ihr, welche einem meißnischen Rittergeschlecht (Quaz) gehörten. Diese zwanzig “areae” waren zu dieser Zeit natürlich nicht urban, sondern als agrarisch, also dörflich genutzt zu vestehen.

Auch die namentlich frühest bekannten Dorfeinwohner oder zumindest Besitzer dortiger Feldflächen stammen zum Teil durchaus nicht aus dem Bauernstand, und das ist zu dieser Zeit für ein Dorf recht ungewöhnlich. Um das Jahr 1291 trennen sich ein Thammo von Gothzcenwalde und seine Gemahlin Agnes von ihrem Cöllner Flurbesitz. Gotzewalde war dabei ein Ort nordöstlich von Mutzschen im reichsfreien Pleißenland, und seine Gemahlin war die Tochter des Dresdner Arztes Magister Conrad. Zum Jahe 1296 werden Cöllner Einwohner namentlich benannt, welche Naturalienabgaben zu erbringen haben. Als Zuname sind die jeweiligen Orte oder Landschaften aufgeführt, aus denen sie oder ihre Vorfahren als Kolonisten zugezogen waren. Es sind die Städte Mutzschen (reichsunmittelbares Pleißenland, Erzbergbau) und Pegau (reichsunmittelbare Abtei) und das Land (Nieder-)Sachsen. Es erscheint der Name Keszilbier, also ein städtisch-bürgerlicher Name (“Kesselbier - Brauer”) evtl. auch als “Keszilhut” zu lesen. Seltsamster in der Namensgebung ist ein Jacob Sebenicz.

Fortsetzung siehe unter “Mittelalter (2)”